Auf dem rund 25 ha großen Gebiet der ehemaligen französischen „Kaserne de Lattre“ entsteht ein neuer Stadtteil. Ein Baustein in diesem Konversionsprojekt war die Sanierung einer Bodenverunreinigung mit leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen sowie untergeordnet Mineralöl im Bereich einer ehemaligen Tankstelle im Kasernenbereich. Die zu sanierende Bodenbeeinträchtigung liegt im Bereich der geplanten südlichen Erschließung des Entwicklungsgebietes über die Schadallerstraße und befindet sich weiterhin im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Bei dem Eintragsbereich handelte sich um einen Tankstellenbereich aus dem Jahr 1952, wobei die Tankstelle ab 1955 betrieben wurde. Im Bereich der Tankstelle waren vier doppelwandige unterirdische Tanks mit je 25 m³ eingebaut (Baujahr 1955). Die Fläche der Tankstelle einschl. der bekannten Kontamination betrug ca. 1.000 m². Die Tankstelle war noch bis zur Sanierung mit den ehemaligen Tanks vorhanden, wurde aber bereits vor 2010 aus dem Betrieb genommen und vorläufig stillgelegt.
Im Rahmen von diversen durchgeführten Untersuchungen wurde eine Boden- und Grundwasserbeeinträchtigung durch MKW sowie leichtflüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen festgestellt und weitestgehend horizontal sowie vertikal abgegrenzt.
Die Bodenbeeinträchtigung durch BTEX-Aromaten sowie Methylbenzol erstreckte sich dabei vom Eintragsort (Tanks, Tankinsel) in unterschiedliche Tiefenlagen in der ungesättigten Bodenzone. Insbesondere im südlichen Bereich der Kontaminationsfläche erstreckte sich die Belastung bis in die gesättigte Bodenzone. Die Belastung durch BTEX sowie Methylbenzole reichte bis in eine Tiefe von ca. 7,50 m u. GOK.
Die Mull und Partner Ingenieurgesellschaft begann im Jahr 2022 im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit der Sanierungsplanung des Hochlastbereiches. Ziel war dabei die Sanierung des festgelegten Kontaminationsbereiches bis ca. 7,50 m u. GOK einschließlich des Rückbaus der unterirdischen Tanks sowie tanktechnischen Anlagen. Dabei sollte die direkt westlich angrenzende Bebauung erhalten bleiben sowie das sensible Umfeld (Wohngebiet mit Kindertagesstätte) geschützt werden. Des Weiteren müsste die Kampfmittelbeeinträchtigung durch Artilleriebeschuss im 2. Weltkrieg bei der Konzeption des Sanierung berücksichtigt werden.
Im Zuge der Sanierungsplanung wurde ein zweistufiges Verfahren zur Quellsanierung erarbeitet. Zunächst sollte mittels konventionellen Aushub in einer geböschten Baugrube die Tanks einschließlich die tanktechnischen Anlagen ausgebaut werden und eine Quellsanierung bis 5,0 m u. GOK durchgeführt werden. In einer zweiten Phase war vorgesehen die Kontamination im Lastabtragsbereich der Bestandsgebäude sowie im tiefer gelegenen Sanierungshorizont mittels überschnittener Großlochbohrungen zu sanieren.
Darüber hinaus wurde im Zuge der Sanierungsplanung ein Räumkonzept für den Umgang mit der Kampfmittelbeeinträchtigung durch Artilleriebeschuss erarbeitet sowie die vorgezogenen Erkundungs- sowie Räummaßnahmen ausgeschrieben und überwacht. Des Weiteren wurden auf Grund von unklaren Leitungslagen innerhalb der Sanierungsfläche Suchschachtungen zur Leitungsortung ausgeführt.
Beide Maßnahmen hatten zum Ziel größtmögliche Baufreiheit für die Sanierungsmaßnahmen, insbesondere die Spezialtiefbauarbeiten, im Vorfeld der Sanierung zu erreichen und somit Stillstandszeiten auf Grund von Unvorhersehbarkeiten zu minimieren.
Im Rahmen der Sanierungsplanung erfolgten zudem umfangreiche abfall- sowie geotechnische Untersuchungen im Sanierungsbereich. Die abfalltechnischen Untersuchungen dienten der grundlegenden Charakterisierung der im Zuge der Sanierung anfallenden Aushubmassen mit dem Ziel eine Bereitstellung zur Deklaration im Zuge der eigentlichen Sanierungsmaßnahme zu vermeiden und somit das angrenzende Wohngebiet vor den leichtflüchtigen Schadstoffen zu schützen. Die geotechnischen Untersuchungen lieferten Bodenkennwerte für die Konzeption der Verfüllung der Großlochbohrungen im Lastabtragsbereich des Bestandsgebäudes.
Auf Grundlage der Sanierungsplanung erfolgte die Ausführungsplanung sowie die Ausschreibung der Sanierungsmaßnahme im Januar 2023. Die Mull und Partner Ingenieurgesellschaft Hannover begleitete das Ausschreibungs- sowie Vergabeverfahren der Sanierungsmaßnahme.
Im April 2023 erfolgte die Vergabe der Sanierungsmaßnahme an die STRABAG Umwelttechnik GmbH. Die Ausführung der Sanierung erfolgte im Zeitraum 05/2023 bis 08/2023.
Die Fachbauüberwachung sowie die Bauleitung wurde dabei in Zusammenarbeit der Mull und Partner Ingenieurgesellschaft Hannover sowie der Taberg Ingenieure GmbH Niederlassung Trier durchgeführt. Die Kollegen aus Trier übernahmen dabei die örtliche Bauüberwachung in enger Abstimmung mit der Bauleitung der Mull und Partner Ingenieurgesellschaft Hannover.
Im Zuge der Sanierungsausführung erfolgte zunächst der Aufbruch der Oberflächenbefestigung aus Asphalt sowie Beton im Sanierungsbereich. Die anfallenden Abbruchmaterialien wurden einer Verwertung zugeführt. Im Anschluss hieran erfolgte das Freilegen sowie der Rückbau der vier 25.000 l Erdtanks sowie der unterirdischen Leitungssysteme sowie Fundamente der ehemaligen Tankstelle. Im Zuge des konventionellen Bodenaustausches erfolgte der Rückbau der Oberflächenversiegelung und der unterirdischen tanktechnischen Anlagen. Des Weiteren wurde im Kernsanierungsbereich ein Bodenaustausch bis 5,0 m u. GOK in offener Baugrube vorgenommen.
Nachfolgend erfolgte ein Austausch der tieferliegenden Belastung bis 7,50 m u. GOK mittels überschnittener Großlochbohrungen. Diese wurden von einer Arbeitsebene 0,50 m u. GOK ausgeführt. Insgesamt wurden 173 Großlochbohrungen ausgeführt. Diese teilen sich wie folgt auf:
71 Bohrungen bis 7,0 m u. Arbeitsebene ® 7,50 m u. GOK
63 Bohrungen bis 5,5 m u. Arbeitsebene ® 6,00 m u. GOK
39 Bohrungen bis 4,5 m u. Arbeitsebene ® 5,00 m u. GOK
Im Zuge der Sanierung wurden 9.531,96 t Boden als gefährlicher Abfall entsorgt.