Sustainability

Umfassende Umweltsanierung auf einem ehemaligen Gaswerksgelände: Ein Konzept zum Schutz von Grundwasser und Boden

Die Umweltsanierung ist ein zentraler Bestandteil des Schutzes von Ökosystemen und der öffentlichen Gesundheit – insbesondere an Standorten, die historisch industriell genutzt wurden. Ein herausragendes Beispiel ist die Sanierung einer ehemaligen Gaswerksanlage in Niedersachsen, die von einem kommunalen Versorgungsunternehmen betrieben wurde. Aufgrund der gefährlichen Altlasten stuften die zuständigen Behörden den Standort als kontaminiert ein, was umgehende Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Umweltschäden erforderlich machte.

Detaillierte Untersuchungen, die zwischen 1999 und 2024 durchgeführt wurden, machten eine erhebliche Grundwasserverschmutzung sowie Bodenverunreinigungen deutlich. Dabei wurde eine weitreichende Kontamination durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Cyanide festgestellt – die Schadstoffkonzentrationen erreichten bis zu 50 mg/kg beziehungsweise 30 mg/kg und drangen tief in die gesättigte Grundwasserzone ein.

Zudem konnten zwei Bereiche als Hauptquellen der Kontamination identifiziert werden: eine alte Teer- und Ammoniakgrube sowie eine separate Teergrube. Beide Bereiche enthielten Schadstoffe wie BTEX (Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylol), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) und Phenole, die eine erhebliche Gefahr für die Umwelt darstellen – insbesondere für die Grundwasserressourcen, die als Trinkwasserquelle für nahezu 15.000 Einwohner in der Region dienen.

Planung und Strategie des Sanierungsprojekts

Angesichts des Ausmaßes der Kontamination wurde im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Sanierungsvertrags ein umfassendes Sanierungsprojekt initiiert. Das Hauptziel bestand darin, die Freisetzung von Schadstoffen aus den identifizierten „Hotspots“ in das Grundwasser zu stoppen und langfristige Umweltrisiken zu minimieren. Zur Erreichung dieses Ziels konzentrierte sich die Sanierungsstrategie auf den Austausch von Boden, die Entfernung kontaminierten Materials sowie auf In-situ-Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers.

Im Rahmen des Projekts sollten insgesamt 800 Tonnen kontaminierter Boden ausgehoben und entsorgt werden – 600 Tonnen aus der ehemaligen Teer- und Ammoniakgrube und weitere 200 Tonnen aus der angrenzenden Teergrube. Diese Materialien wurden gemäß den Kategorien für gefährliche Abfälle klassifiziert, überwiegend als DK I (Boden mit mäßiger Kontamination), und unter Berücksichtigung der strengen Vorschriften für die Entsorgung gefährlicher Abfälle behandelt. Zusätzlich wurden entlang des Geländes Überwachungsbrunnen installiert, um die Wirksamkeit der Grundwasserschutzmaßnahmen kontinuierlich zu überwachen und zu bewerten.

Schlüsselphasen des Sanierungsprojekts

Die erste Phase der Sanierung begann im Mai 2024 und umfasste eine 85 Quadratmeter große Fläche der ehemaligen Teer- und Ammoniakgrube. Zu den ersten Maßnahmen gehörten das Auffinden und Entfernen bestehender Versorgungsleitungen sowie der Abriss der alten Grubenwände. Ein einspuriges Eckverbauungssystem (ca. 3 x 3 Meter) wurde schrittweise installiert und erreichte eine Tiefe von 3,5 Metern unter dem Bodenniveau. Durch dieses behutsame Vorgehen konnte die umliegende Infrastruktur weitestgehend unversehrt bleiben, während der Aushubprozess effizient gesteuert wurde.

In dieser Phase spielte die Bauüberwachung eine entscheidende Rolle, um sicherzustellen, dass sämtliche Verfahren den strengen Sicherheits- und Umweltvorgaben entsprachen. Im Zuge der Ausgrabung wurden 600 Tonnen kontaminierten Materials entfernt, welches zur fachgerechten Schadstoffbeseitigung und -behandlung an zertifizierte Entsorgungsstellen transportiert wurde. Durch die Entfernung des kontaminierten Bodens konnte das Risiko, dass Schadstoffe in das Grundwasser gelangen, erheblich verringert werden. Im Anschluss wird eine schützende Versiegelungsschicht aufgetragen, um das Eindringen von Schadstoffen aus der Oberfläche langfristig zu verhindern.

Grundwasserschutz und Risikomanagement

Die Grundwasserkontamination stellt an diesem Standort ein besonders kritisches Problem dar, da die Region stark auf Grundwasserressourcen angewiesen ist. Angesichts der Tatsache, dass die Konzentrationen der gefundenen Schadstoffe die zulässigen Grenzwerte für die Umweltsicherheit überschritten, waren sofortige Maßnahmen erforderlich, um die Migration dieser Schadstoffe in den Grundwasserleiter zu stoppen. Das Sanierungsprojekt verfolgte nicht nur das Ziel der Entfernung des kontaminierten Bodens, sondern integrierte auch fortschrittliche Techniken des Umweltrisikomanagements zum nachhaltigen Schutz des Grundwassers.

Bis Juni 2024 werden weitere 200 Kubikmeter Boden aus dem zweiten Hotspot – der Teergrube – entfernt, womit die Hauptphase der Sanierung abgeschlossen sein wird. Im Anschluss wird das Gelände langfristig überwacht, um sicherzustellen, dass die getroffenen Maßnahmen zum Grundwasserschutz dauerhaft wirksam bleiben. Das gesamte Projekt hat das Ziel, die Kontaminationswerte um über 95 % zu reduzieren und sicherzustellen, dass die Schadstoffkonzentrationen deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten für sicheres Grundwasser liegen.

Langfristige Auswirkungen und Prognosen

Die Sanierung dieses industriellen Standorts dient als Modell für zukünftige Umweltschutzprojekte, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen kontaminierten Regionen in ganz Europa. Nachdem fast 800 Tonnen kontaminierter Boden entfernt und gefährliche Schadstoffe erfolgreich eingedämmt wurden, soll der Standort bis Anfang 2025 vollständig saniert sein. Mit Abschluss der Sanierungsmaßnahmen wird nicht nur die lokale Grundwasserversorgung geschützt, sondern auch der Weg für eine mögliche Neunutzung des Geländes geebnet, was sowohl der Region wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bringt.

Was die finanziellen Aspekte betrifft, so wird das Gesamtbudget für das Projekt voraussichtlich 1,5 Millionen Euro betragen. Davon sind 50 % der Mittel für die Entsorgung gefährlicher Stoffe vorgesehen, während der Rest für Aushubarbeiten, Bodenbehandlung und die Überwachung nach der Sanierung verwendet wird. Die Kosten für die Sanierung erscheinen angesichts der langfristigen Vorteile, wie etwa der verbesserten Grundwasserqualität und dem Potenzial zur Neunutzung des Geländes, als gerechtfertigt.

Zusätzlich werden die aus diesem Sanierungsprozess gewonnenen Erkenntnisse als wertvolle Grundlage für die Bewältigung zukünftiger Projekte zur Untergrundkontaminierung und Sanierung von Industriestandorten dienen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der STRABAG Environmental Technology GmbH und der M&P Ingenieurgesellschaft GmbH verdeutlicht die Bedeutung der Kombination von Fachwissen in den Bereichen Bauüberwachung und Umwelttechnik für den Erfolg solcher Sanierungsprojekte.

Schlussfolgerung

Das ehemalige Gaswerk in Niedersachsen steht exemplarisch für die Umweltprobleme, die durch industrielle Altlasten entstehen können. Durch sorgfältige Planung, kompetente Überwachung und eine umfassende Sanierung kontaminierter Standorte hat das Projektteam eindrucksvoll demonstriert, wie durch gezielte Schadstoffbeseitigung natürliche Ressourcen geschützt und die öffentliche Gesundheit gesichert werden können. Dieses erfolgreiche Projekt liefert wertvolle Erkenntnisse für weitere Sanierungsbemühungen, die sich mit der Grundwasserverschmutzung und der Wiederherstellung kontaminierter Standorte in ganz Europa befassen.

Mit dem Eintritt in die Endphase des Projekts wird erwartet, dass der Standort nicht nur die strengen Umweltstandards der örtlichen Behörden erfüllt, sondern auch als Modell für zukünftige Umweltschutzmaßnahmen dient. Dies wird einen wichtigen Beitrag leisten, um eine sauberere und sicherere Zukunft für kommende Generationen zu gewährleisten.