Die feste Fehmarnbeltquerung ist eines der ehrgeizigsten Infrastrukturprojekte Europas – ein Tunnel, der nicht nur Länder, sondern auch Menschen, Märkte und Möglichkeiten miteinander verbindet. Seit dem Staatsvertrag im Jahr 2008 zwischen Dänemark und Deutschland steht fest: Die Zukunft der Mobilität zwischen Hamburg und Kopenhagen wird nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger.
Ein zentrales Element dieses Wandels ist der umweltfreundliche Ausbau der 88 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Lübeck und Puttgarden. Der zweigleisige und elektrifizierte Neubau soll nicht nur die Fahrzeiten massiv verkürzen, sondern auch den Schienenverkehr stärken, den CO₂-Ausstoß senken und neue Maßstäbe im Bodenschutz setzen.
Genau hier kommt die bodenkundliche Baubegleitung (BBB) ins Spiel – ein gesetzlich geregeltes Verfahren, das sicherstellt, dass während der Bauarbeiten wertvolle Böden erhalten, Grundwasservorkommen geschützt und ökologische Standards eingehalten werden. Die M&P Ingenieurgesellschaft GmbH– part of SIERA, wurde mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe im Planfeststellungsabschnitt 6 (PFA 6) beauftragt und begleitet das Projekt von der Bauphase bis zur Nachsorge.
Projektziele & Umweltwirkung: Effiziente Verbindung mit ökologischem Anspruch
Die feste Fehmarnbeltquerung ist weit mehr als ein Bauwerk – sie ist ein Symbol für moderne Infrastruktur, die Ökonomie und Ökologie miteinander verbindet. Ziel des Projekts ist es, die Verkehrsanbindung zwischen Deutschland und Dänemark zu verbessern, Reisezeiten zu verkürzen, den Schienenverkehr zu stärken und den klimafreundlichen Gütertransport zu fördern.
1. Schnellere Verbindungen zwischen Metropolen
Mit dem zweigleisigen, elektrifizierten Ausbau der Bahnstrecke von Lübeck bis Puttgarden entsteht ein zentraler Bestandteil der „Vogelfluglinie“. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Reduktion der Reisezeit zwischen Hamburg und Kopenhagen von fast 5 Stunden auf rund 2 Stunden und 30 Minuten.
- Halbierung der Fahrzeit im Regionalverkehr zwischen Lübeck und Fehmarn – von bisher 88 Minuten auf nur noch 49 Minuten.
- Höhere Taktfrequenzen und Anschlussmöglichkeiten für Fern- und Regionalzüge.
Diese zeitlichen Vorteile bedeuten nicht nur einen Komfortgewinn für Reisende, sondern stärken auch die wirtschaftliche Vernetzung beider Länder.
2. Mehr Güter auf die Schiene – weniger Emissionen
Ein zentraler Umweltaspekt des Projekts: der Ausbau klimafreundlicher Transportwege.
- Der neue Schienenweg für Güterzüge spart im Vergleich zur bisherigen Route 160 Kilometer Wegstrecke ein.
- Das reduziert den CO₂-Ausstoß erheblich, da Transporte von der Straße auf die energieeffizientere Schiene verlagert werden.
- Zudem sinken der Lärmpegel und die Belastung durch Feinstaub in angrenzenden Siedlungsräumen.
Laut Studien der EU-Kommission verursacht ein Güterzug bis zu 80 % weniger CO₂ als ein Lkw bei gleicher Transportleistung. Diese Einsparungen wirken sich direkt positiv auf die Klimabilanz aus.
3. Nachhaltige Regionalentwicklung
Die Verbindung bringt auch soziale und wirtschaftliche Chancen für die Grenzregionen:
- Engere wirtschaftliche Integration von Ostholstein (DE) und Lolland-Falster (DK)
- Touristische Impulse durch bessere Erreichbarkeit beider Seiten
- Stärkung ländlicher Räume durch verbesserte Mobilitätsangebote
Die Region wird nicht nur geographisch, sondern auch kulturell und wirtschaftlich stärker miteinander verflochten.
Die 6 Phasen der bodenkundlichen Baubegleitung (BBB)
Die bodenkundliche Baubegleitung ist ein mehrstufiger, gesetzlich geregelter Prozess, der sicherstellt, dass Boden- und Grundwasserschutz während aller Bauphasen eingehalten wird. Die rechtliche Grundlage bildet die DIN 19639 „Bodenschutz bei Planung und Durchführung von Bauvorhaben“, ergänzt durch Vorgaben aus der Mantelverordnung 2023 und den jeweiligen Planfeststellungsbeschlüssen.
Die Aufgaben einer BBB gliedern sich in sechs aufeinander aufbauende Phasen – von der Planung bis zur Nachsorge. Je nach Bauvorhaben kann die BBB in einer späteren Phase einsteigen oder über den gesamten Projektverlauf hinweg tätig sein.
Phasenübersicht der BBB
Phase | Bezeichnung | Kernaufgaben der BBB |
1 | Genehmigungsplanung | Erstellung eines projektspezifischen Bodenschutzkonzeptes, Identifikation sensibler Bodenbereiche, Integration in die Planunterlagen |
2 | Ausschreibung | Unterstützung bei der Beschreibung bodenschutzrelevanter Leistungen in den Ausschreibungsunterlagen |
3 | Bauphase | Überwachung der Umsetzung bodenschonender Maßnahmen auf der Baustelle, Schulungen, Kontrollgänge, Handlungsempfehlungen |
4 | Rekultivierung | Fachliche Begleitung der Wiederherstellung natürlicher Bodenfunktionen, Beurteilung der Bodenqualität |
5 | Zwischenbewirtschaftung | Beurteilung und Begleitung temporärer Nutzungen oder Lagerungen, Vermeidung von Folgeschäden |
6 | Nachsorge / Folgenutzung | Bewertung des Rekultivierungserfolgs, Empfehlungen für die dauerhafte Folgenutzung, Erstellung von Abschlussberichten |
Diese systematische Gliederung sorgt dafür, dass der Bodenschutz nicht nur am Rande, sondern integral im Bauprozess verankert ist – unabhängig davon, ob es sich um ein Straßenbau-, Eisenbahn- oder Tunnelprojekt handelt.
Einheitlicher Standard für komplexe Bauprozesse
Die klare Struktur hilft auch Behörden, Bauherren und Projektpartnern, den Fortschritt der bodenkundlichen Betreuung nachzuvollziehen. Gleichzeitig dient sie als Qualitätskontrollinstrument für die Einhaltung gesetzlicher und ökologischer Anforderungen.
M&P in der Fehmarnbeltquerung – Aufgaben in Phase 3 bis 6
Im Planfeststellungsabschnitt 6 (PFA 6) der festen Fehmarnbeltquerung wurde die M&P Ingenieurgesellschaft – part of SIERA, mit der Durchführung der bodenkundlichen Baubegleitung ab Phase 3 beauftragt – der eigentlichen Bauausführung. Von hier aus begleitet M&P das Projekt kontinuierlich bis zur Phase 6, in der der Rekultivierungserfolg bewertet und die Nachsorge sichergestellt wird.
Phase 3: Umsetzung auf der Baustelle begleiten
Bevor der eigentliche Bau startete, führte M&P eine detaillierte bodenkundliche Kartierung nach KA5 sowie Penetrometermessungen gemäß DIN 19662 durch. Damit wurden die theoretischen Annahmen des Bodenschutzkonzepts mit realen Messdaten abgeglichen und sensible Bodenbereiche eindeutig lokalisiert.
Während der Bauphase umfasst die Tätigkeit der BBB durch M&P eine Vielzahl an Aufgaben, darunter:
- Regelmäßige Begehungen der Baustelle zur fachlichen Kontrolle des Baufortschritts in sensiblen Bodenbereichen
- Unterweisung von Nachunternehmern und Baupersonal zum Thema Bodenschutz (z. B. zu Eingriffstiefen, Verdichtung, Bodenabtrag)
- Sensibilisierung des Baustellenpersonals im Hinblick auf ökologisches Arbeiten
- Bestimmung der Bodenfeuchte zur Anpassung des Maschineneinsatzes (z. B. Vermeidung schwerer Geräte bei nassen Böden)
- Beratung bei Bauabläufen, z. B. zur optimierten Lagerung von Oberboden oder zur Umfahrung empfindlicher Bereiche
- Probenahme von Boden- und Wasserproben für Laboranalysen und Beweissicherung
- Dokumentation und Behördenberichte gemäß den Auflagen des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA)
- Teilnahme an wöchentlichen Umweltbesprechungen, Schnittstellenkoordination, Stellungnahmen, Konzepterstellung
Phase 4 bis 6: Von der Rekultivierung zur Nachsorge
Auch nach der eigentlichen Bauphase bleibt die M&P Ingenieurgesellschaft aktiv:
- In Phase 4 wird die Rekultivierung fachlich begleitet, z. B. die Wiederverwendung von humosem Oberboden und die Wiederherstellung natürlicher Bodenfunktionen.
- In Phase 5 beurteilt M&P temporäre Nutzungen wie Zwischenlager oder Baustellenzufahrten auf ihre Umweltverträglichkeit.
- In Phase 6 bewertet das Team abschließend den Rekultivierungserfolg, begleitet die Folgenutzung und stellt sicher, dass keine schleichenden Bodenschäden übersehen werden.
Ein wichtiges Bindeglied – zwischen Baustelle und Behörden
Die M&P Ingenieurgesellschaft – part of SIERA, fungiert als unabhängige, gutachterliche Instanz. Sie ist dabei nicht Auftragnehmerin der Baufirmen, sondern handelt im öffentlichen Interesse – als fachlich fundierte Brücke zwischen Bauherr, Behörden und Umweltschutzauflagen.
Die Devise lautet stets:
„Prävention statt Reparatur“ – Schäden am Boden sollen erst gar nicht entstehen, statt im Nachhinein mühsam ausgeglichen zu werden.
Häufig gestellte Fragen zur bodenkundlichen Baubegleitung
1. Was genau ist die bodenkundliche Baubegleitung (BBB)?
Die bodenkundliche Baubegleitung ist ein fachlich unabhängiges Überwachungs- und Beratungsverfahren zur Sicherstellung des Bodenschutzes bei Bauprojekten. Sie begleitet das Projekt von der Planung über die Ausführung bis hin zur Nachsorge – mit dem Ziel, Bodenfunktionen zu erhalten, Eingriffe zu minimieren und ökologische Standards einzuhalten.
2. Wann wird eine BBB eingesetzt?
Eine BBB wird in der Regel durch die zuständige Behörde angeordnet – insbesondere bei:
- Großprojekten mit tiefgreifenden Bodeneingriffen (z. B. Bahntrassen, Autobahnen)
- sensiblen Böden oder Grundwasserschutzgebieten
- Projekten mit Auflagen aus dem Planfeststellungsbeschluss
- Bauvorhaben, die unter die Mantelverordnung 2023 fallen
3. Welche Gesetze und Normen gelten für die BBB?
Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen sind:
- DIN 19639: Bodenschutz bei Planung und Durchführung von Bauvorhaben
- DIN 19662: Verfahren zur Bestimmung der Bodenfestigkeit mittels Penetrometer
- Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG)
- Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV)
- Mantelverordnung 2023
- Planfeststellungsbeschlüsse und länderspezifische Regelwerke
4. Was unterscheidet eine BBB von einem Umweltgutachten?
Ein Umweltgutachten ist meist einmalig und projektvorbereitend. Die BBB hingegen ist kontinuierlich involviert, nimmt regelmäßig an Baubesprechungen teil, führt Ortstermine durch und reagiert flexibel auf Veränderungen im Bauablauf. Sie sorgt für die direkte Umsetzung des Bodenschutzes vor Ort.
5. Ist die BBB unabhängig?
Ja. Die bodenkundliche Baubegleitung ist gutachterlich unabhängig und agiert neutral im Sinne des Bodenschutzes. Sie ist Bindeglied zwischen Bauherrn, ausführenden Firmen und Behörden – mit Fokus auf Prävention und Qualitätssicherung.
6. Was bringt die BBB dem Bauprojekt konkret?
- Frühzeitige Schadensvermeidung durch Beratung und Kontrolle
- Einhaltung gesetzlicher Anforderungen ohne Verzögerungen
- Dokumentation für Genehmigungsbehörden
- Transparenz und Vertrauen bei Stakeholdern und Öffentlichkeit
- Kosteneinsparung durch präventiven Umweltschutz statt späterer Nachbesserungen
Fazit: Nachhaltigkeit beginnt im Boden – und in der Baupraxis
Die feste Fehmarnbeltquerung ist nicht nur ein Meilenstein der europäischen Verkehrsinfrastruktur, sondern auch ein Beispiel dafür, wie moderne Ingenieurprojekte mit höchsten Umweltstandards umgesetzt werden können. Die bodenkundliche Baubegleitung (BBB) durch die M&P Ingenieurgesellschaft zeigt, wie technisches Know-how, rechtliche Expertise und ökologische Verantwortung nahtlos ineinandergreifen.
Von der Bodenfeuchtemessung bis zur Nachsorge – kein Detail bleibt dem Zufall überlassen. Statt erst Schäden zu reparieren, setzt die BBB auf vorausschauendes Handeln, lückenlose Dokumentation und kontinuierliche Beratung. Das Ergebnis: geschützte Böden, gesicherte Baustellenprozesse und zufriedene Auftraggeber.
Die BBB ist kein bürokratischer Zusatz, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor für nachhaltige Bauprojekte – heute mehr denn je.
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