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Wie Ängste vor Veränderung dem Umweltschutz entgegenstehen können – ein Beispiel aus Down Under

Die Westküste Tasmaniens ist für seine raue, ungezähmte Natur bekannt,- mit gegensätzlich zum europäischen Bild Australiens- kühl gemäßigtem und nassen Klima. Niederschläge von weit über 2000 mm pro Jahr an der Westküste führen zu einem dichten, gemäßigten Regenwald. 21,5% der Fläche Tasmaniens werden heute von den 19 Nationalparks der Insel eingenommen. Damit gibt es noch viel unberührte und geschützte Natur mit endemischen Pflanzen und Tieren. Seltene Tierarten wie das Schnabeltier und der Tasmanische Teufel sind hier heimisch.

Andererseits ist die Westküste Tasmaniens bekannt für seinen Rohstoffreichtum und die lange Bergbaugeschichte. Diese führte durch damals übliche Praxis beim Verhütten sowie der Beseitigung von bergbaulichen Reststoffen zu großen Umweltzerstörungen. In der Mt. Lyell Mine in Queenstown wurde beispielsweise über ein Jahrhundert (von 1893 bis 2014) Kupfer, Gold und Silber gewonnen. Westtasmanien war damit im 20. Jahrhundert der größte Kupferproduzent der südlichen Hemisphäre.

Eine früher übliche Praxis war die Entsorgung der Aufbereitungsrückstände in einem nahegelegenen Fluss, der die Abfälle unentgeltlich Richtung Meer abtransportierte. Da das Erz in der Region sulfidisch ist und unter oxidierenden Umweltbedingungen an der Erdoberfläche nicht stabil, bildete sich saures Grubenwasser- mit dramatischen Umweltfolgen. Zusätzlich wurde das Erz früher direkt vor Ort verhüttet, ganz ohne heutigen Immissionsschutz. Dies führte zu saurem Regen und in weiterer Folge zur Entwaldung eines großen Gebietes. Hinzu kamen die zahlreichen Tagebaue, Halden und Bergeteiche, die der Region das Aussehen einer Mondlandschaft verliehen.

In den 1990er Jahren gab es deshalb große Bemühungen die Umweltfolgen, die insbesondere auf die sehr frühe Phase der Verhüttung zurückzuführen waren, zu reduzieren. Es waren große Wiederaufforstungen und andere Maßnahmen geplant, die auch teilweise durchgeführt wurden. Allerdings regte sich schnell Widerstand der Einheimischen gegen die Renaturierungsmaßnahmen. Diese waren besorgt, dass der Tourismus, der den Bergbau als Hauptarbeitgeber langsam ablöste, ausbleiben könnte. Diese Angst war darin begründet, dass die Mondlandschaft Geotourismus anzog. Ein wiederhergestellter Regenwald hätte weniger Touristen angezogen und würde gleichzeitig die Bergbaugeschichte vergessen lassen. Damit fühlten sich viele in ihrer Existenz bedroht, sollte die seit fast einem Jahrhundert verwüstete Landschaft wieder in eine naturnahe Landschaft zurückgeführt werden.

Das Fazit, welches sich aus diesem Beispiel ziehen lässt, ist, dass für ein nachhaltiges Handeln immer alle drei Säulen der Nachhaltigkeit zu betrachten sind. Wenn die finanziellen Mittel vorhanden und ökologisch nachhaltige Projekte geplant sind, heißt dies noch nicht, dass das Projekt für alle Beteiligten sozial nachhaltig ist, nur weil eine bessere Umwelt geschaffen wird. Im Beispiel von Down Under hätten möglicherweise schon Aufklärungskampagnen und lösungsorientierte Diskussionen mit den Einheimischen dem Ziel der Renaturierung geholfen. Ein sensibler Umgang mit den Belangen von Anwohnern kann deshalb essentiell für das Gelingen eines Projektes sein. Deshalb versuchen wir von der M&P Group bei der Bearbeitung unserer Projekte immer alle Säulen der Nachhaltigkeit ausgewogen zu beachten.

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